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So überstehst du die Inflation – Tipps vom Börsenprofi André Stagge

Inflation, Aktien, Rohstoffe. Wo geht die Reise hin? Wir unterhalten uns heute über die Notenbankpolitik.

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Thorsten Wittmann: Lieber André, schön, dass du dabei bist. Für diejenigen, die ihn noch nicht kennen. Wir haben ihn in unserer Community schon vorgestellt. André hat mehrere Milliarden als Fondsmanager verwaltet. Heute bringt er anderen Menschen bei, wie man sein Geld sinnvoll investiert und anlegt. Ich freue mich, dass wir hier einen Branchenkenner per excellence zu Gast haben. 


Übersicht - Wie investieren bei einer Inflation?  

  1. Inflation 
  1. Euro-Crash?  
  1. Gewinner 
  1. Rohstoffe 
  1. Krypto 
  1. Land 

 

1. Inflation 

Thorsten Wittmann:  

Das Thema Inflation kursiert vielfach in den Medien. André, wie siehst du, ist die Inflation jetzt erstmal gekommen? Vielleicht läuft sie nur an? Vielleicht wird sie höher? Oder wie wird es weitergehen, wie siehst du die Märkte? 

Andre Stagge:  

Wir haben jetzt eine Dekade hinter uns, in der wir keine Inflation gesehen haben, höchstens an den Asset-Price-Märkten. Immobilien sind teurer geworden und auch Aktien, großes Thema der Stunde.  

Die nächste Dekade wird so sein, dass wir eine Konsumpreisinflation sehen. Wir haben es beim Kaffeebestellen auch schon gemerkt. Ich bin mir sicher, vor drei, vier Jahren war der Kaffee nicht so teuer. Das werden wir ganz groß in der Gesellschaft sehen.  

Ich glaube, dass das, was die Notenbanken machen ein großer Fehler ist. Denn sie sagen bewusst: Inflation ist transitory und wird bald wieder zurückgehen. 

Es gibt jedoch drei ganz klare Anzeichen dafür, dass das nicht der Fall ist. Das Erste ist der Häusermarkt, nach wie vor Immobilienpreise steigen. Nicht nur hier in Lüneburg, sondern in ganz Deutschland und darüber hinaus. Das wird sich auf die Mietkomponenten auswirken. Dadurch wird die Inflation steigen.  

Das Zweite sind die Rohstoffpreise. Kaffee hat zum Beispiel deutlich an Wert zugelegt. 

Das Dritte ist der Arbeitsmarkt. Wir sind hier durch Lüneburg gegangen und das eine oder andere Restaurant sucht momentan noch Mitarbeiter. Das wird eben auch in so eine Lohn-Preis-Spirale führen. Deswegen glaube ich: die letzten zehn Jahre haben die Notenbank genutzt, um sich ein bisschen in Ruhe zu wiegen. Das wird sich ändern. Das wird für Investoren ein sehr spannendes Thema werden. 

TW: Wie siehst du den Ausblick bei der Notenbankpolitik? Wird die tendenziell so bleiben? 

AS: Leider ja. Man ist eigentlich angetreten, auch gegen Inflation vorzugehen. Das ist das zentrale Mandat der Notenbank oder sollte es zumindest sein.  

TW: Da wird es nach oben angehoben, die offizielle Marke. Wenn es nicht passt, dann hebt man es eben einfach an. Dann wird es passend gemacht. 

AS: Das ist leider das Problem, ähnlich wie bei einer Diät. Man kann einmal ein bisschen cheaten und dann wieder. Und ehe man es sich versieht, ist man in einem Abwärts-Kreislauf drin, in dem Teufelskreis gefangen. Das ist das Problem der Notenbanken: man hat jetzt zehn Jahre im Rücken, wo man sagt: Inflation ist zu niedrig. Deswegen kann man jetzt ein bisschen anheben. Deswegen kann man eben nicht ganz so streng sein.  

Die Geschichte hat jedoch gezeigt, dass immer, wenn die Geldmenge so stark ausgeweitet wurde, die Inflation gekommen ist. Das gab es geschichtlich zweimal.  

Einmal nach dem Zweiten Weltkrieg, wo eben die Notenbanken so expansiv unterwegs waren. Auch die Regierung als zweiter Spieler hat massiv Geld geschaffen. Und als 2. am Ende vom Bretton-Woods-Abkommen, Anfang der siebziger Jahre. Beide Male gab es eine Phase danach, wo du über zehn Prozent Inflation über mehrere Jahre hattest.   

Die EZB hat ihre Strategie jetzt „gereviewed“. Seit 2003 hatte man hier die gleiche Strategie. Jetzt sagt man plötzlich: Wir brauchen keine Inflation nah oder unter zwei Prozent, sondern um zwei Prozent. Faktisch übersetzt heißt das: wir sind eben bereit ein Überschießen nach oben zu akzeptieren. Das sieht man eben sehr schön in der Wirtschaftsgeschichte. 

Immer, wenn die Inflation einmal nach oben ausbricht, kann man sie nicht mehr einfangen. Denn wenn einmal das Vertrauen weg ist, dann steigt die Inflation in der Regel sehr schnell und wird weitreichende Konsequenzen haben. 

 

2. Euro Crash? 

TW: Die expansive Geldpolitik ist ein heißer Tanz. Kann man diese Inflationen wirklich im Griff behalten? Wenn die Büchse der Pandora dann einmal geöffnet ist, ob man die dann wieder so schließen kann? Gibt Marktteilnehmer, die sagen, dass wir möglicherweise auf einen Euro-Crash zulaufen. Das ist eben die Frage der Notenbankpolitik: Pest oder Cholera. 

Entweder wir würgen die Wirtschaft komplett ab bis hin zu einem Euro-Crash. Das wird meine nächste Frage sein, ob du es dir das vorstellen kannst? Wir gehen Richtung Inflation. Kannst du dir vorstellen, dass es den Euro in zehn Jahren, vielleicht auch in fünf oder ein paar Jahren nicht mehr gibt? 

AS:  Definitiv. Ganz klares ja! Die Nord/Süd-Euro Debatte ist schon lange im Gespräch. Ich glaube, dass das Wechselkurssystem, so wie es in der Euro-Zone entstanden ist, auf Dauer nicht tragbar ist, weil es einfach zu große Ungleichgewichte gibt.  

Dieses Dogma, dass du Inflation gar nicht bekämpfen musst, sondern einfach Zinsen immer niedrig halten kannst. Das sehen wir in vielen Emerging-Markets. Jetzt in Mexiko, wir sehen es in Russland. Wir sehen es in Brasilien, wo die Inflation jetzt bekämpft werden muss. Das ist in der Geschichte immer geschehen: du musst Inflation irgendwann bekämpfen.  

Das ist genau dein Punkt: Natürlich willst du das nicht. Aber du wirst dazu gezwungen, dann ist eben der Euro in der Tragfähigkeit mit Nord und Süd nicht mehr möglich. Dann muss es eine Art Reboot geben, ein neues System. 

 

3. Gewinner 

TW:  Das wird sicherlich interessant bleiben. Schauen wir uns an: Was sind die Gewinner, was sind die Lösungen? Du beschäftigst dich sehr viel mit Börsen, auch über Aktien hinaus. Wie siehst du Aktien in der nächsten Zukunft? Wie siehst du Rohstoffe, vielleicht noch weitere Gewinner?  

AS:   

In den letzten 10 Jahren waren Immobilien und Aktien die ganz großen Gewinner der “asset price inflation”. 

Die Geldmengen sind extrem hoch gegangen. Jetzt in den nächsten zehn Jahren wird das ein bisschen diffuser werden. Ich glaube, diese ganz klaren Aufwärtstrends, die werden nicht mehr so einfach funktionieren. Einfach weil in dem Moment, wo du eine Konsumpreisinflation hast, wo der Mann auf der Straße wirklich merkt, dass er sich die Miete nicht mehr leisten kann oder der Kaffee exorbitant teuer wird, es eben grundsätzlich Probleme für Aktienmärkte erzeugt.  

Der Gewinner ist jemand, der aktiver handelt. 

Ich glaube, dass Rohstoffe, die die letzten Jahre nicht unbedingt das allerbeste Investment waren, stärker kommen werden. Ich rede nicht nur von Edelmetallen, die natürlich langfristig immer eine inflationäre Absicherung liefern. Sondern ich rede von ganz einfachen Rohstoffen im Agrarbereich oder auch im Produktionsbereich, wie Industriemetalle, Erze. Alles, was irgendwo Schüttgut ist. Ich glaube, das wird auch profitieren, weil das reale Werte sind, die eben durch diese Inflationierung nicht kaputt gehen.  

Allerdings werden die Zyklen nicht mehr so sauber sein, wie in der letzten Dekade. Sondern sie werden deutlich volatiler. Da kann es auch Sinn machen, eben bestimmte Preisschwankungen auszunutzen. 

 

4. Rohstoffe 

TW:  Hast du bestimmte Rohstoffe, die deine Favoriten sind?  

AS:  Was mir sehr gut gefällt, sind so klassisch die Metalle im Industrie-Bereich.  

Bei Silber schwanke ich ein bisschen. Silber ist ein sehr gutes Metall. Aber wenn ich jetzt über Aluminium nachdenke, wenn ich über Kupfer nachdenke, gerade eben am Ende eines Konjunkturzyklus haben die immer noch einen Boost nach oben. Ähnlich wie Nickel. 

Öl hatte natürlich dieses Jahr schon extreme Wertentwicklung. Da kann man auch noch gut davon profitieren.  

Dann muss man wissen, ob man das mag: Agrarrohstoffe. Wir haben über Kaffee gesprochen. Weizen wäre auch noch zu nennen, auch Lebend-Vieh. Das sind Dinge, die in den letzten Monaten eine sehr starke Preisentwicklung gemacht haben. Wo man als Investor auch partizipieren kann und damit natürlich auch Anreize für die Agrarwirtschaft setzt, zum Beispiel mehr zu produzieren. Das sind Themen, bei denen kann man profitieren. 

 

5. Krypto 

TW: Hast du Krypto in deinem Portfolio? Wie siehst du die Kryptomärkte: Bitcoin, Ethereum und Co.? 

AS: Es ist ein sehr spannender Markt. Wir sind jetzt von 30.000 wieder auf 45.000 hochgelaufen. Ich bin bei dem Thema etwas skeptisch. Ich war sehr früh dabei. Ich habe mich aber vor zwei Jahren komplett verabschiedet. Das war im Nachhinein natürlich viel zu früh, als ich rausgegangen bin. Ich sage für ein, zwei Prozent in der Beimischung kann man das sicherlich machen. Es ist spannend. Aber ich glaube, mit über zehn Tausend Cryptocurrencies da draußen haben wir zwar in der einzelnen Cryptocurrency keine Inflation, aber über die Anzahl. Wenn, bitte nur als Beimischung, weil da die Schwankungen auch viel zu groß sind. 

TW: Man sollte wissen, was man tut. Wenn man es stärker mit reinnimmt, dann sollte man sich wirklich damit beschäftigt haben. Man sollte verstehen, was man tut. Weil da sicherlich zum Zeitpunkt X auch ein Coin-Sterben geben wird. 

 

6. Land 

AS: Ein Thema vielleicht noch. Du hast nach Investment-Chancen gefragt. Da ist das Thema wirklich Land. Agrarland oder Bauland, also wirklich Dinge, die einem selbst gehören. Die sind nicht teilbar und vermehrbar. Die nächste Dekade, gerade auch hier in Deutschland, wird ein spannendes Thema sein. Aber auch international. 

TW: Noch ein letztes Abschlusswort. Was du Anlegern in dieser spannenden Zeit mitgeben möchtest? 

AS: Vielen Dank, Thorsten für das Interview. Eine Sache ist mir sehr wichtig: Experten sind meistens ein bisschen früh, wenn sie irgendwie einen Wendepunkt am Markt erkennenAber meistens ist es dann wirklich so, dass Dinge auch passieren. Eins ist für mich absolut klar:  

Die nächsten 10 Jahre werden im Investment nicht so einfach, wie die letzten 10 Jahre. 

Deswegen vertraue bitte nicht deinen Bankberater! Mach vor allen Dingen überhaupt was! Sparbuch wird sicherlich in dem Umfeld Inflation auch keine Alternative.  

  

TW:  

Finanzielle Intelligenz ist der Joker. Es macht mehr Sinn denn je, weil man tolle Möglichkeiten hat. Da ist man der Gewinner und eben nicht, wer den ganzen Schlamassel am Schluss vielleicht bezahlen darf. 

André, herzlichen Dank für das Interview. Das war sehr spannend. Bis bald!  


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Thorsten Wittmann®
Internationaler Investor, Finanzautor, Speaker und Selfmade-Multimillionär. 

Er ist Gründer einer der größten Geld-Communitys im deutschsprachigen Raum.

Zusammen mit seinem Team aus über 20 internationalen Mitgliedern gibt er sein Finanzwissen aus fast 20 Jahren Praxis weiter und bereist nebenbei mit Handgepäck die Welt, um vor Ort die besten Investments und Finanztipps zu recherchieren.

Unser Ziel: Werde durch finanzielle Intelligenz selbst dein bester Berater!

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