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Marc Faber im Interview – Wie sicher ist unser Geld wirklich?

Wir haben heute ein Experteninterview mit Dr. Marc Faber und geben Ausblick auf die Finanzmärkte. Potenzieller Eurocrash? Wer weiß?

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Thorsten Wittmann (TW): Wir sind hier in Chiang Mai in Thailand. Heute eine ganz besondere Ausgabe von Faszination Freiheit. Falls du Marc Faber nicht kennst, für mich ist es eine besondere Ehre. Ich kenne ihn inzwischen, also bin ja selbst seit knapp 15 Jahren in der Finanzbranche tätig. Ich verfolge ihn seit knapp 12-13 Jahren würde ich schätzen. Ich schau mir sehr genau an, was dieser Mann sagt.

Denn nicht nur als Herausgeber des „Gloom, Boom and Doom-Reports“, auch als Finanzanalyst, ich persönlich schätze ihn sehr. Ich halte ihn für einen der besten Finanzanalysten der Welt. Von dem her, für mich auch ein ganz besonderes Interview. Schau es dir bis zum Schluss an, wir werden einige sehr, sehr interessante Themen gemeinsam durchgehen.

Marc, wie gesagt, vielen Dank für die Einladung hier nach Chiang Mai. Lass uns gleich zum Punkt kommen bzw. wir haben ja, ich würde es jetzt mal nennen, sehr interessante, spannende Finanzzeiten.

Wie ist dein persönlicher Ausblick? Wie ist das aktuell, es wird ja sehr viel Geld gedruckt von Zentralbanken?

Marc Faber (MF): Ja, ja, natürlich. Das Gelddrucken der Zentralbanken hat natürlich dazu geführt, dass es Anlageblasen gibt in praktisch jedem Bereich. Wobei da bestehen große Unterschiede. In Deutschland sind in den Hauptstädten, also den wichtigen Städten Berlin, Frankfurt, München, usw., die Immobilienpreise sehr stark gestiegen. Auf dem Lande praktisch natürlich nicht. Auch in Italien, in Rom, Mailand usw. sind die Immobilienpreise sehr hoch. Auf dem Land kriegen Sie ein Haus eigentlich gratis! Sie müssen es dann einfach renovieren. Das Gleiche spielt sich ab in Spanien. Also es gibt sehr große Unterschiede.

Auch an den Märkten. Es gibt Aktien, die steigen und dann andere fallen usw. Ich glaube, wir kommen in eine Zeit, wo die Selektion des Anlageobjektes sehr wichtig sein wird.

TW: Welchen der 3 großen Märkte Aktien, Immobilien und Edelmetalle siehst du als besonders interessant?

Also eher Kaufsignal? Welche sollte man eher meiden?

MF: Ja bei den Aktien unterscheidet man ja auch zwischen sehr vielen Kategorien. Also es gibt Erzeugungswerte, es gibt Wachstumsgesellschaften und es gibt Internet. Es gibt Versicherungen, Banken, usw. Da muss man auch wieder auswählen, was das Interessanteste ist.

Was ich sagen kann ist, dass statistisch gemessen die amerikanische Börse bei Weitem die teuerste Börse ist. Nicht bewertungsmäßig. Und sie hat sich auch wesentlich besser verhalten als die europäischen Börsen seit 2015. Das trifft auch zu, Amerika im Vergleich zu den Schwellenländern. Also wir sprechen dort von gewaltigen Outperformance in Amerika und „Underperformance“ in Europa und in den Schwellenländern.

Dadurch sind gewisse Werte in Europa, gewisse Anlagemärkte und auch gewisse Aktien in Schwellenländern eigentlich relativ sicher billig geworden. Sicher sehr billig. Aber ob es absolut billig ist, weiß ich nicht.

Das ist ja statistisch erwiesen. Wenn eine Börse fällt, dann fallen rund 80 - 90 % der Aktien. Also Sie müssen eine glückliche Hand haben, dass Sie in den 10 % drin sind, die steigen. Aber als Anleger können Sie sich etwas ab schützen, indem Sie eine Diversifikation haben, also als Beispiel. Dieses Jahr haben sich die Börsen eigentlich in den letzten Monaten schlecht gehalten. Der amerikanische Index hat zwar einiges hoch gemacht, aber die meisten Aktien sind nicht gestiegen. Es ist eine Handvoll von Aktien, die den Index getrieben haben. Aber eben Edelmetalle haben sich gut gehalten und vor allem die Kryptowährungen, also Bitcoin war bei 3.200 Dollar im März und jetzt ging es auf über 12.000. Jetzt sind wir wieder auf rund 11.000. Aber ich sage einfach, wenn Sie eine sinnvolle Diversifikation haben, werden Sie nicht wahnsinnig viel Geld verdienen. Sie können nur sehr viel Geld verdienen, wenn Sie, indem Sie alles auf Schwarz oder auf Rot setzen, oder auf eine Zahl beim Roulette.

Aber durch Diversifikation können Sie das Vermögen in schlechten Zeiten, also in schlechten Anlagezeiten schützen.

TW: Gut. Und für diejenigen, die sagen, von den vielen Märkten jetzt oder den großen, wo siehst du da den Interessantesten? Oder die Wahrscheinlichkeiten, dass sie steigen?

MF: Ja gut, also seit Ende letzten Jahrs, also Oktober, November 2018, zur damaligen Zeit waren die Anleger sehr negativ über Staatsobligationen, weil die Zinsen ja bereits sehr tief waren. Aber die Zinsen sind noch wesentlich gefallen. Und erstaunlicherweise und überraschenderweise für viel Anleger, hat man eigentlich an den langfristigen Staatsobligationen mehr verdient als an den Börsen.

Aber natürlich angenommen ich habe ein Obligationsportfolio, ich würde nicht das ganze Geld von meinen Obligationen in langfristige amerikanische Staatsanleihen anlegen. Sagen wir, ich habe ein diversifiziertes Portfolio mit kurzfristigen Obligationen, mittelfristigen und langfristigen. Und dann auch Qualitätsunterschiede. Die Obligationen von Schwellenländern haben immer noch eine Rendite von rund 5 – 6 %. Also eben das finde ich, die Obligationen sind eigentlich ein Gebiet, dass der Einzelanleger wahrscheinlich untergewichtet oder vermieden hat, wenn er es eigentlich hätte kaufen sollen. Wie gesagt, die österreichischen Hundert sind um 60 % gestiegen in einem Jahr.

Und das andere Gebiet, das ich befürworte, ist die Akkumulation von Aktien in Schwellenländern. Aber ich glaube nicht, dass sie sehr stark steigen werden in nächster Zeit. Also sie können, wir haben große Volatilitäten. Aber es sind einige Märkte bereits um 40 % gefallen. Und deshalb sind dann die Aktien bereits relativ günstig.

Dann die Edelmetalle würde ich halt noch anschauen. Und vor allem die Aktien von Edelmetallen, also Silber-, Goldminen, usw.

TW: Das wäre auch meine nächste Frage gewesen.

Wie attraktiv siehst du Aktien, Edelmetalle, Gold und Silber im aktuellen Umfeld?

MF: Ja gut. Was mich etwas stört, ist, dass wir eine sehr positive Stimmung über Edelmetalle haben. Mich interessieren Märkte mehr, wenn die Stimmung höchst negativ ist. Und im Moment ist sie höchst positiv über Gold. Auf der anderen Seite muss man deutlich sehen, da haben Anlagegesellschaften Billionen Investitionen in Aktien, Obligationen usw. Und die haben praktisch keinen Anteil in Gold und Silber investiert. Also wenn einmal die Psychologie der institutionellen Anleger sich ändert und sie sagen ja, wir müssen Minimum 3 oder 5 % unseres Portfolios in Gold investieren, dann ist der Preis natürlich nicht mehr auf dem heutigen Niveau, sondern vielleicht bei 4.000 $, 5.000 $.

Meine Ansicht ist, ich glaube kaum, dass Sie sehr viel an Gold und Silber und Platinum verlieren werden. Aber wenn Sie Glück haben, und wir kennen ja die Zukunft nicht, das müssen wir einfach zugeben, wir können gewisse Vermutungen machen. Aber wenn das Gold wirklich nach oben schießt, dann weiß ich nicht, kann es sehr hochsteigen, oder? Da könnte es auf 5.000 $, möglicherweise ja auf 10.000 $, möglicherweise auf 100.000 $.

Grundsätzlich aufgrund der Geldmenge, die gedruckt wurde, sollte der Preis wesentlich höher sein.

TW: Ja. Gut. Wenn wir jetzt zwei Portfolios nehmen würden, nehmen wir mal zwei Investoren, die haben 100.000 EUR. Und der eine möchte möglichst viel Sicherheit haben. Der andere, der möchte, der kann auch mit Schwankungen leben, der möchte mehr Rendite haben. Wie würdest du das aufteilen?

Welche Märkte können für die beiden Investoren besonders interessant sein.

MF: Ja das Erste, was ich sagen wollte, ist, 100.000 heute ist natürlich nicht 100.000 zu Zeiten meiner Großeltern. Nicht? Oder? Das ist heutzutage ein kleines Vermögen. Aber so ist die Welt einfach. Wir haben eine Polarität, wo die reichen Vermögen wesentlich reicher wurden oder größer wurden und die Mittelklasse hat eher zurückgehinkt, oder ist hintergefallen.

Aber früher hätte man sagen können, konservativ ist eine Einlage bei den Banken. Das war konservativ. Das haben meine Großeltern gemacht. Die haben ein Sparbüchlein gehabt bei den Banken usw.

Aber durch die gewaltige Geldentwertung, die eigentlich herbeigeführt wurde von den Notenbanken, ist das gar nicht mehr so sicher. Und dann haben Sie noch negative Zinsen auf diese Bankeinlagen. Also das ist nicht mehr so sicher. Und Aktien schwanken natürlich.

Wenn einer sicher anlegen will, würde ich ihm empfehlen, gewisse Aktien zu kaufen, die eine relativ hohe Dividende haben. Nun mir ist schon bewusst, dass Dividenden gekürzt werden können und das wird wahrscheinlich auch passieren. Aber die Obligationen können auch oft ihre Zinsen gar nicht bezahlen, sodass man eben diversifizieren sollte.

Also der „Konservative“ sollte vielleicht 30 % in Aktien haben, 30 % in Immobilienfonds oder direkt Immobilien und 30 % in Edelmetalle.

So in dieser Art.

Dem „Aggressiven“ würde ich eigentlich empfehlen eine wesentliche Korrektur abzuwarten und dann einzusteigen vorwiegend in Aktien.

Denn wenn er mit Volatilität leben kann, und das muss ich betonen! Denn nicht jeder Patient ist gleich. Es gibt Patienten, die heilen schnell und die sind zufrieden in einem Spital. Und andere sind sehr nervös. Und Sie müssen als Anleger ein guter Patient sein. Mit anderen Worten, Sie müssen mit Volatilitäten leben können! Und Sie können natürlich besser mit Volatilitäten leben, wenn Sie diversifiziert sind.

Angenommen Sie haben von 100 %, 40 % in Bargeld und 60 % in Aktien. Die Aktien fallen um 40 %. Das ist gar nicht so viel. Und dann bei diesem Kurseinbruch, wenn Sie keine Reserven haben, sind Sie natürlich sehr nervös. Aber wenn Sie 40 % in Bargeld haben, können Sie diese Tiefe ausnützen, um günstig einzukaufen.

TW: Ok. Es war auch immer wieder eine Frage in der Community, das Thema Krypto. Das hattest du auch schon angesprochen.

Wie interessant siehst du Krypto und wird es sich durchsetzen?

MF: Ja das glaube ich, dass wir natürlich in 20 – 30 Jahren gar kein Bargeld mehr haben werden. Wenn wir eine Überweisung von A nach B machen werden, dass nicht mehr durch das Bankensystem geschieht, sondern ich habe ja auf meinem Mobile, sagen wir, ein Portemonnaie. Dann überweise ich es dir. Ich hab‘s nicht, weil ich bin immer noch altmodisch. Aber das ist die Zukunft des Geldes. Und ich nehme an, dass die Edelmetalle dann eine gewisse Rolle noch spielen werden. Aber Banknoten weniger und weniger.

TW: Ja das Thema Euro-Crash. Ja also es wird viel gedruckt, gerade auch in Europa. EZB, Draghi, Legat. Das wird glaube ich sehr interessant.

Wie schätzt du das? Haben wir in 5 Jahren immer noch den Euro?

MF: Ja da glaube ich, der Euro wird überleben. Aber vielleicht nicht in der jetzigen Form. Ich glaube, es wird dann Länder geben, die sind nicht mehr im Euro-Gebiet. Aber verstehen Sie, angenommen ein Land wie Griechenland, Italien will die Euro-Zone verlassen, dann ist es doch so, dass die meisten Einwohner dieses Landes Angst haben, dass falls eben Italien z. B. das die Euro-Zone verlässt, die Währung fallen wird und sie ihre Pensionsrenten in lokaler Währung erhalten, die eben gegenüber dem Euro oder dem Dollar sehr stark fallen würde. Das ist das Problem. Ideologisch möchten die meisten Leute die Euro-Zone verlassen. Aber es geht um den Geldbeutel.

TW: Vielleicht noch so eine abschließende Frage, die ich persönlich sehr interessant finde.

Wie sehr findest du, wird Politik für die Bürger gemacht oder eher für die Politik selbst, als auch für große Konzerne?

 Ja gut. Das ist eben eine große Frage. Das ist ein schwieriges Thema. Persönlich nehme ich an, dass Demokratien verschwinden werden. Die funktionieren nicht. Sie funktionieren zum großen Teil nicht, weil der Staat ständig wächst und durch das Wachstum des Staates gibt es mehr und mehr Gesetze, mehr und mehr Bestimmungen, die geschäftshemmend sind, wachstumshemmend.

Der Staat wird, wie gesagt, größer und größer. Dadurch, dass er so groß ist wie der Prozent des Bruttosozialprodukts, sagen wir rund 50 %, ist das Interesse des Staates nicht mehr mit dem Interesse des Einzelbürgers zu vereinigen. Die verfolgen eine Politik, wo sie sich schützen und sie sich begünstigen, gegenseitig. Und der Einzelbürger ist eigentlich der Dumme.

Dann ist es auch so mit der Demokratie, dass sie beeinflusst wird durch große Geschäftsinteressen, weil die das Geld haben, diese Politiker überhaupt zu lancieren, zu bezahlen, usw.

Das ist wie früher. Im Wilden Westen hat man einen Sheriff gewählt. Aber der Sheriff war korrupt und musste gewisse Dienstleistungen verrichten für ein oder mehrere große Familien. Und dann gab es gar keine Justiz mehr, die funktionierte. Heute sind die Politiker, die kommen alle mit einer großen Hypothek in eine höhere Stellung. Und dann müssen sie dieser Gesellschaft und dieser Branche so helfen. Und das zerstört eigentlich eine funktionierende Demokratie. Und ich glaube so in 10 – 20 Jahren gibt’s gar keine Demokratien mehr.

Es muss ja nicht unbedingt ein Hitler kommen. Aber es muss einer, möglicherweise ähnlich wie Lee Kuan Yew. Obwohl, ich glaube, das System ist heute derart korrupt, dass es unwahrscheinlich ist, dass einer der ehrlich ist, an der Führungsspitze stehen wird.

Alles Halunken! Du hast mich gefragt, was meine Meinung ist. Das ist meine Meinung!

TW: Ja Marc, vielen lieben Dank für das Interview. Sehr interessante Punkte mit dabei.

Und schön, dass du auch heute wieder mit dabei warst zu Faszination Freiheit. Ganz wichtig auch für private YouTube-Kanäle, wie bei uns, YouTube-Kanal abonnieren. Das Glockenzeichen nicht danach vergessen. Teilen, liken, kommentieren. Das führt dazu, dass noch mehr Menschen auch solche Informationen bekommen. Das ist so wichtig. Die meisten Menschen sind noch im Dornröschentiefschlaf. Wir haben so interessante Finanzzeiten. Es wird noch viel passieren. Und diejenigen, die sich damit beschäftigen, die werden letztendlich vorne sein.

Bis nächsten Freitag. Bis dahin, alles Gute!

Dein Thorsten Wittmann®.

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Thorsten Wittmann®
Internationaler Investor, Finanzautor, Speaker und Selfmade-Multimillionär. 

Er ist Gründer einer der größten Geld-Communitys im deutschsprachigen Raum.

Zusammen mit seinem Team aus über 20 internationalen Mitgliedern gibt er sein Finanzwissen aus fast 20 Jahren Praxis weiter und bereist nebenbei mit Handgepäck die Welt, um vor Ort die besten Investments und Finanztipps zu recherchieren.

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