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Mit welchen Tricks Banken-Kennzahlen frisiert werden

Bankensicherheit und mit welchen Banken-Kennzahlen kann man Banken darauf kontrollieren? Das sehen wir uns im heutigen Tipp-Thema von Faszination Freiheit an.

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Thorsten Wittmann (TW): Wir haben heute ein spannendes Thema, wo wir die Sicherheit bei Banken näher durchleuchten von einem Bankeninsider, der 15 Jahre nichts anderes gemacht hat, bzw. sich immer noch mit dem Thema beschäftigt und heute als Mr. Forex den Menschen zeigt, wie man mit Währungen Geld verdienen kann und was da wirklich dahintersteckt. Das ist ja dein Leidenschaftsgebiet. Auch das Thema Banken. Da kommst du ja her.

Jürgen Wechsler (JW): Genau.

TW: Und es ist kein langweiliges Gebiet. Oder wie siehst du das? Es passiert schon was. Wie siehst du so die aktuellen Entwicklungen bei dem Thema Geld und Finanzen und Banken von deinen Ex-Kollegen? Was kriegst du da mit? Ich würde mit dir gern auch die Banken-Kennzahlen durchgehen, bzw. wie die einzuschätzen sind. Wir hatten ja auch schon ein Tipp-Video, in dem es um das Thema Eigenkapitalquote ging.

Dann was ja so das dominante, offiziell die wichtigste Kennzahl an sich ist, ist ja das Tier-1-Ratio, wo die Relation berechnet wird, wie viel Eigenkapital man hat im Vergleich zu den wirklichen Verbindlichkeiten im Feuer.

Tier-1-Ratio

Für das Tier-1-Ratio ist ja von der EZB als Mindestgrenze 6 % die vorgeschrieben. Wenn man sich jetzt da bspw. Commerzbank und Deutsche Bank anschaut, beide so knapp um die 15 %, Pi mal Daumen, das klingt ja ziemlich gut. Also das klingt dann eigentlich ja sogar beruhigend. Warum sollte man sich da Gedanken machen? Vielleicht können wir uns die mal anschauen. Wie sind die Kennzahlen einzuschätzen?

JW: Also vielleicht, wenn man mal ganz kurz auf die Geschichte der Kennzahlen eingeht. Warum sind die überhaupt vorhanden?

Den Banken wurde irgendwann auferlegt, mehr Eigenkapital vorzuhalten. Es hat angefangen nach der Weltwirtschaftskrise. Es war letztendlich Hitlerdeutschland, dass das Kreditwesengesetz eingeführt hat. Da wurde schon mal entsprechendes Mindesteigenkapital vorgehalten.

Dann letztendlich das Nächste kam nach der Herstellerkrise 1974, als eine Bank pleiteging in Deutschland, aufgrund Nichtanschaffung von Währungen. Letztendlich diese Eigenkapitalrelationen, die vorgegeben werden, sind immer in der Nachfolge einer Krise entstanden.

Also sie wurden immer wieder arrondiert nach Krisen, weil man festgestellt hat, es ist eigentlich viel zu wenig da. Und die nächste Krise wird wieder größer sein, weshalb das wieder angepasst werden muss.

Also man kann schon mal zum Fazit vorwegsagen, das Eigenkapital ist eigentlich immer zu gering bei den Banken, für das, was eigentlich sein müsste.

Bankensicherheit

Letztendlich, als Kennzahlen kann man sich als Erstes schon mal die Eigenkapitalquote anschauen.

Wenn ich mir ein normales Industrieunternehmen anschaue, dann schau ich, wie viel Eigenkapital hat es und welche Bilanzsumme hat es.

TW: Im deutschen Mittelstand übrigens 31,2 %, laut Statista. 

JW: Ganz genau.

TW: Da sind wir ein bisschen drunter bei den Banken, oder?

JW: Ja definitiv. Ja, wenn man mal 10 % erreichen würde, das wäre schon ein toller Wert.

TW: Das ist ein sehr guter Wert für Banken.

JW: Das ist ein Top-Wert. Aber viele Banken sind bei 5 %, Direktbanken auch drunter.

TW: Deutsche Bank Ende 2018: 4,7 %!

JW: Also ein Mittelständler würde meistens gar keinen Kredit mehr bekommen, wenn er mit diesen Eigenkapitalquoten bei Banken antanzen würde und Kredit anfordern. Oder die Bank würde dann eben hohe Sicherheiten verlangen.

Wenn man sich jetzt mal vorstellt, als Sparer legt man ja auch sein Geld dort an bei der Bank, aber bekommt bei einer niedrigen Eigenkapitalquote eigentlich keine Sicherheiten zur Verfügung gestellt. Es wird auch wenig Sinn haben, wenn man bei der Bank nachfragt, ob man für das Festgeld dann eine Sicherheit von der Bank bekommen könnte.

Also das wär schon mal die erste Kennzahl, die man da nehmen könnte, und die ist schon ziemlich niedrig. D. h. also, weil die so niedrig ist, muss man sich andere Kennzahlen ausdenken. Denn letztendlich geht es ja um Geld und möglicherweise um einen Bankenrun in irgendeiner Form.

TW: Die Eigenkapitalquote ist ja einfach zu berechnen. Also da muss man jetzt nicht Raketenwissenschaft studiert haben oder auch Finanzwirtschaft. Eigenkapital geteilt durch die Gesamtbilanzsumme. Dann hat man die Quote.
Eigenkapital

JW: Nur wie viele machen sich die Mühe, Thorsten, und schauen sich die einzelnen Berichte an?

Wenn man dann die anderen Berichte in der Presse ansieht, dann wird eben eher über die Eigenkapitalrelationen nach den Basel-Regularien gesprochen, wo wir eben eher beim Tier-1-Ratio sind. Denn die schauen einfach schöner aus und erzeugen dabei auch automatisch mehr (Schein-) Sicherheit. Denn Geld ist ein scheues Reh. D. h., ich darf nicht viel Lärm machen und nicht viel Staub aufwirbeln. Deswegen muss es gut ausschauen.

TW: Ja also, ganz grob. Was kann man sich unter dem Teir-1-Ratio vorstellen? Auch weil eine Mindestvorgabe von 6 % besteht und die deutschen Banken und generell die deutsche Bankenlandschaft, eigentlich in der Regel da deutlich drüber liegen. Das klingt dann ja sehr erfreulich allgemein.

JW: Ja.

TW: Wie ist das einzuschätzen? Denn 6 % Tier-1-Ratio heißt nämlich nicht 6 % Eigenkapitalquote.

JW: Ja genau.

TW: Wie berechnet sich die grob? Was sind die Unterschiede zwischen Tier-1-Ratio und Eigenkapitalquote?
Eigenkapitalquote

JW: Also das Spannende ist ja schon mal, bei Banken spricht man nicht von Eigenkapital, sondern eher von Eigenmitteln. Also da ist schon mal die erste Verzerrung im System.

Das Zweite ist dann eben auch, dass man nicht direkt von der Gesamtbilanzsumme spricht, sondern eher von Gesamtforderungen. Tier-1 heißt letztendlich hartes Kapital, Kernkapital. Dieses Kernkapital ist auch noch mal unterteilt in was man vielleicht weitläufig wirklich als Kernkapital oder hartes Kapital bezeichnen würde. Und dann gibt es eben noch so ein paar Zusatzmöglichkeiten, wie Banken hier Eigenmittel darstellen können. Das ist schon mal das Erste. Damit stelle ich natürlich jetzt die Eigenmittel höher dar, als wie man es vielleicht weitläufig betrachten würde.

TW: Es wird ein bisschen mehr reingenommen.

JW: Genau.

TW: Bisschen schöner.

JW: Beispielsweise, wenn du jetzt als Privatperson 100.000 EUR auf dem Konto hast und jetzt leihst du dir noch 50.000 EUR für 50 Jahre. Dann sagt man, na ja, für 50 Jahre? Man weiß ja gar nicht, ob man die überlebt. Eigentlich ist es ja wie Eigenkapital, denn du musst es ja erst in 50 Jahren zurückzahlen.

TW: Ja natürlich!

JW: Also, dann hast du schon mal mehr Eigenkapital. Und so kann ich dann schon mal diese Zahl entsprechend anpassen.

Dann habe ich natürlich als zweite Möglichkeit noch meine Bezugsgröße mal anzupassen. D. h. also, die Bilanzsumme, die ich sonst verwende, ist es eben nicht. Sondern dort wird eine risikogewichtete Aktiva verwendet. D. h. also es fließen nicht alle Positionen auf der Aktivseite zu 100 % ein.

Also als Beispiel, wenn du ein Industrieunternehmen hernimmst, das sagt dann einfach, ja ok unsere Risikoreichsten sind vielleicht Gebäude und Fabrik. Die können in die Luft fliegen. Die setzen wir mal mit 100 % an.

Die Forderungen an die Kunden, na ja, die kriegen wir eigentlich meistens rein. Die setzen wir dann aber nur zu 20 % an, als Beispiel.

Kassenbestand, na ja, da ist ja eh keine Gefahr. Das wird dann eh zu 0 % dann angesetzt.

Unsere Vorräte und alles Mögliche… Wir kaufen eigentlich immer ganz gut ein und haben auch einen ganz guten Wert. Die setzen wir dann mit 50 % an.

So. Dann habe ich nicht mehr diese gesamte Bilanzsumme, sondern dann habe ich nur noch einen Teil davon.

D. h. also, ich habe einmal im Zähler die Eigenmittel höher angesetzt. Und im Nenner eigentlich die Relationssumme entsprechend kleiner. Damit bekomme ich natürlich viel größere Prozentsätze heraus.

Eigenmittel

TW: D. h., bei der Eigenkapitalquote habe ich einfach nur Eigenkapital und die Gesamtbilanzsumme.

Beim Tier-1-Ratio wird das Eigenkapital einfach bisschen erhöht. Dann wird der Nenner etwas runtergenommen. Dann sieht die Zahl insgesamt schöner aus.

JW: So ist es. So ist es. Und das wird eben mit komplexen Berechnungen mittlerweile gemacht, weil das sollte auch keiner so schnell nachrechnen können heutzutage.

TW: Ja da muss man sich ein bisschen reinfuchsen in das Thema, um das so wirklich nachzuvollziehen, wie wird das genau berechnet und wie aussagekräftig ist das Ganze wirklich.

JW: Genau, so ist es.

TW: Also d. h., eigentlich ist das Tier-1-Ratio so eine sehr geschönte Eigenkapitalquote, die einfach deutlich besser klingt, als wenn man jetzt vielleicht eine Eigenkapitalquote von 5 % oder gar von 4 oder 3 % ausweisen würde.

JW: Ganz genau. Ganz genau.

TW: D. h., wenn man so jetzt an 6 % Tier-1-Ratio rankommen würde, das ist eigentlich schon verdammt niedrig, oder?

JW: Ja. Wenn’s größere Probleme im System gibt, einfach auch, dass eine höhere Kreditausfallrate als in der Historie gibt, vielleicht das zwei- oder dreifache, weil eine Rezession schon sehr weit zurückliegt, dann kann es schon viel schwieriger werden. Denn beim Eigenkapital ist kaum mehr Puffer da. Es wird noch dieser Zusatzpuffer geschaffen mit 2,5 % für schlechtere Zeiten. Aber der ist immer noch eigentlich viel zu niedrig.

TW: Ja, wie kann es jetzt da weitergehen? Also wir hatten ja auch schon öfter darüber gesprochen. Das Thema Banken ist ja kritischer zu sehen. Wie siehst du das in der Zukunft? In welche Richtung können wir da gehen? Kanns es wirklich Richtung Banken-Crash hinauslaufen? Unser Video mit Dr. Krall. Wir haben uns auch schon öfter über dieses Thema unterhalten. Du siehst das ja auch nicht unbedingt alles rosig und nicht alles Golden was glänzt.

JW: Die Rahmenbedingungen sind auch sehr, sehr schlecht in Europa für europäische Banken.
Europäische Banken

Also wir haben eben die EZB-Politik, die letztendlich eine Strafsteuer auf die Bilanzsumme macht oder auf die Einlagen der Banken, die hier vorhanden sind. Also die Negativzinsen.

Dann haben wir als Zweites auch noch, dass der Wettbewerb extrem hoch ist in Europa. Die Kreditmargen reichen nicht mehr aus, um hier die Risiken abzudecken. Dass muss man also ganz klarsehen.

Und die Geschäftsmodelle fehlen eben vielen Banken. Da wird jetzt nachjustiert vonseiten der Banken. Aber es kann möglicherweise noch etwas dauern. Hoffentlich vor der nächsten Rezession.

TW: Was kann ein Privatanleger machen? Grad wenn‘s da eben nicht so gut läuft und wir wissen nicht, was die Zukunft genau bringt? Vor allem wenn es in Richtung Rezession geht und es wirklich zu Verwerfungen kommen könnte. Was kann ein Privatanleger machen?

Privatanleger

JW: Also sicherlich schon mal auf verschiedene Banken das Geld verteilen. Auch diese 100.000-EUR-Grenze muss man hinterfragen, ob das wirklich in der nächsten Krise dann dieser Wert hält.

Dann natürlich, man kann dann auch schauen, Banken, die vielleicht auch ein weniger risikoreiches Geschäftsmodell haben. Vielleicht sich mehr um Vermögensverwaltung oder Ähnliches kümmern, die weniger in gewissen Märkten dann tätig sind.

Dann natürlich auch Banken außerhalb der EU. Dass man eben nicht nur im EU-System ist, sich eben auch um dieses Thema kümmert.

Weiterhin eben in alternative Anlagemöglichkeiten dann investieren, die nicht immer nur bankengebunden sind, um die Sicherheit zu erhöhen.

TW: Also bspw. Sachwerte.

JW: Zum Beispiel.

TW: Immobilien, Aktien, vielleicht auch Kunst, Bäume oder was auch immer.

JW: Genau.

TW: Alles klar. Jürgen, vielen lieben Dank. Heute eine sehr spannende Ausgabe von Faszination Freiheit. Ein bisschen mehr Hintergrundwissen zum Thema Banksicherheit. Wie kann man die eigene Bank kontrollieren? Und wir haben gesehen, dass man eben auch auf solche offiziellen Kennzahlen vielleicht nicht immer so viel Wert geben sollte. Allein mit der Eigenkapitalkennziffer kann man schon ein bisschen was herauslesen und andere Sachen sind dann vielleicht auch ein bisschen geschönter.

Jürgen, du hast auch einen Währungsbrief, einen Newsletter, wo du immer wieder Tipps und Tricks herausgibst. Den verlinken wir unterhalb von dem Beitrag. Da kannst du dich gerne eintragen.

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Wir sehen uns nächsten Freitag wieder und ich freu mich bis dahin.

Lebe deine finanzielle Freiheit.

Dein Thorsten Wittmann®, heute mit Jürgen Wechsler.

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Thorsten Wittmann®
Internationaler Investor, Finanzautor, Speaker und Selfmade-Multimillionär. 

Er ist Gründer einer der größten Geld-Communitys im deutschsprachigen Raum.

Zusammen mit seinem Team aus über 20 internationalen Mitgliedern gibt er sein Finanzwissen aus fast 20 Jahren Praxis weiter und bereist nebenbei mit Handgepäck die Welt, um vor Ort die besten Investments und Finanztipps zu recherchieren.

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